Überforderung, wenig Spenden: Tafeln fordern deutliche politische Entlastungen für von Armut betroffene Menschen. Sie können nicht allen Bedürftigen etwas anbieten.

Die Politik müsse entschiedener gegen Armut vorgehen, sagte Vorstandsvorsitzender Jochen Brühl. Nur die Panels in Deutschland “konnten diesem Druck nicht standhalten”, sagte Brühl der Funke Mediengruppe. Grund für die offensichtliche Notlage ist die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln bei sinkenden Spenden.

Brühl forderte insbesondere Verbesserungen bei den Hilfspaketen. „Einmalzahlungen von ein paar hundert Euro reichen nicht aus und kommen zu spät“, kritisierte er. Stattdessen soll es eine Anhebung der Harz-IV-Regelsätze und „erhebliche Entlastungen für Geringverdiener“ geben.

“Es ist kein Teil des Sozialstaatssystems”

Brühl appellierte an Bund und Kommunen: „Tafeln ist nicht Teil des Sozialstaatssystems. „Menschen leben in Armut“, sagte Brühl.

„Die Situation in den Tafeln ist angespannter denn je“, sagte Brühl. Freiwillige „arbeiten manchmal ununterbrochen und finden es stressig, wenn sie den Menschen nicht helfen können, weil es keine Lebensmittel mehr zum Übertragen gibt.“ Einige Tafeln mussten ihr Angebot bereits einschränken. In Saarbrücken zum Beispiel werden Importe seit Monaten eingefroren.

Erhöhte Nachfrage seit Dezember

Immer mehr Menschen leiden unter hohen Lebensmittelpreisen. Die Inflation liegt laut Statistischem Bundesamt bei 7,3 %. Bei einigen Artikeln wie Sonnenblumenöl, Tomaten und Roggenmehl sind die Preise um mindestens ein Fünftel gestiegen. Damit steigt auch die Nachfrage nach Tafeln.

Seit Dezember beziehen immer mehr Menschen ihre Lebensmittel von der Tafel. Eine weitere Welle kam im Februar wegen stark gestiegener Energiepreise, Mitte März flohen auch Familien vor dem Krieg in der Ukraine. „All dem steht eine Lebensmittelknappheit gegenüber“, sagt Sabine Altmeyer-Baumann, Präsidentin der Tafeln in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Zudem kämpfen Tafeln deutschlandweit mit steigenden Betriebskosten. Die Kühlung von Produkten und Transportkosten werden teurer, weil die Transportentfernungen zunehmen.

16 Prozent der Bevölkerung gelten als arm

Laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes von Ende 2021 hat die Armutsquote in Deutschland während der Corona-Pandemie ein Rekordhoch erreicht. 16,1 Prozent der Bevölkerung – das entspricht 13,4 Millionen Menschen – sollen laut dem Bericht „Armut in der Pandemie“ zu den Armen gehören.