Das größte Problem für die Schuldnerberatung sind jedoch Konsumkredite und hohe schuldenfreie Berge. „Die meisten Menschen, die zu uns kommen, haben kein Vermögen mehr. Dieses ist bereits verkauft oder versteigert worden“, sagt Mitterlehner. Die meisten Menschen sind mit Konsumkrediten und Überziehungskrediten überschuldet. Meist ist es ein Zusammenspiel vieler Faktoren, die zu einer Überschuldung führen. Oft spielen Einkommensverluste, geringe oder keine Ersparnisse, Trennungen und Bildungsstand eine Rolle. Hinzu kommen oft Konsumverlockungen wie Angebote für Urlaub auf Kredit. Die meisten Kunden seien überschuldet, so dass „der normale Zinssatz keine Rolle mehr spielt, weil Verzugszinsen, Inkassokosten und Gerichtskosten anfallen“, erklärte Mitterlehner. “Wir haben festgestellt, dass sich unbezahlte Schulden in acht Jahren verdreifacht haben.” Dies sind keine normalen Rückzahlungsmechanismen mehr und daher spielt der Marktzins keine Rolle mehr. Hier hilft nur die Schuldentilgung. Eine solche Privatinsolvenz „muss man sich aber erst einmal leisten können“, sagt Mitterlehner. Denn ein Drittel der Schuldnerberatungskunden lebt unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle von 1.371 Euro im Monat. Grund ist der Lebensstandard von 1.000 Euro. Bis zu dieser Höhe können Einkünfte im Rahmen der Schuldenbereinigung gepfändet werden. Aufgrund stark gestiegener Lebensmittel- und Wohnungspreise geraten Schuldner nun besonders unter Druck, wenn ihr Lebensstandard nicht angehoben wird. Mitterlehner warnte, das Thema werde immer brisanter. Minister Rauch, der Erfahrung als Schuldnerberater hat, sagte, man müsse sich diese Leute beim Thema Inflation genau anschauen. Deshalb sind teurere Entlastungsmaßnahmen so wichtig. Der Preisnotierungsbericht sollte einen Monat früher, Ende Mai, verfügbar sein. Er kündigte an, die Maßnahmen bis zum Herbst noch einmal zu verschärfen. Auch die Grundsteuerdebatte sollte zugelassen werden. „Ich glaube nicht, dass es in solchen Zeiten ein Gesprächsverbot geben kann“, sagte Rauch.