Nach Angaben Moskaus wurden insgesamt 46 Zivilisten aus dem Gebiet um das belagerte Stahlwerk Asowstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol evakuiert. Die ukrainischen Behörden kündigten heute eine Evakuierung aus Mariupol als möglich an. Der Gemeinderat von Mariupol und der zuständige Gouverneur forderten die Bewohner auf, um 16:00 Uhr an einem bestimmten Ort anzukommen. ukrainischer Zeit (15:00 Uhr MEZ), um Saporischschja zu erreichen. Ein Reuters-Fotograf berichtete am Sonntagmorgen, dass eine Gruppe von etwa 40 Personen aus der Umgebung des Stahlwerks in einem provisorischen Aufnahmezentrum im Dorf Besimenne in der Region Donezk eingetroffen sei. Die Menschen kamen in Bussen mit ukrainischen Nummernschildern, begleitet von russischen Truppen und Fahrzeugen mit UN-Emblemen. Russische Nachrichtenagenturen hatten am Samstag zunächst berichtet, dass im Laufe des Tages 25 Menschen die Anlagen des Werks in der verwüsteten Metropole am Asowschen Meer verlassen hätten. Als die Nacht hereinbrach, flohen nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums am Sonntag weitere 21 Menschen aus ihren Häusern in der Nähe der Fabrik. Das ukrainische Asow-Regiment, dessen Kämpfer ebenfalls im Stahlwerk konsolidiert wurden, sprach kürzlich von 20 evakuierten Frauen und Kindern. Nach Angaben der Ukraine sollen insgesamt etwa 1.000 Zivilisten in den Lagerhäusern des Stahlwerks Zuflucht gesucht haben und nun eingeschlossen sein. Russland sagt, dass sich dort zusammen mit Zivilisten etwa 2.500 ukrainische Soldaten und ausländische Söldner verstecken sollen.
Versuch am Nachmittag zu evakuieren
Die Stadtverwaltung kündigte für den Nachmittag (15 Uhr MESZ) einen neuen Evakuierungsversuch von Mariupol in die von ukrainischen Truppen kontrollierte Stadt Saporischschja an. Die Agentur rief alle auf, sich mit Freunden und Verwandten in Mariupol in Verbindung zu setzen und sie über die Aktion zu informieren, die sich nicht auf die im Stahlwerk Eingeschlossenen beschränkt. Russische Truppen hatten Mariupol kurz nach Kriegsbeginn am 24. Februar belagert. Inzwischen haben sie die strategisch wichtige Stadt weitgehend besetzt. Trotz der zwischen Moskau und Kiew erzielten Vereinbarung über einen humanitären Korridor für die Evakuierung von Zivilisten haben keine nennenswerten Evakuierungen aus dem Werk stattgefunden. Die Situation der Eingeschlossenen gilt als katastrophal.
Die Ukraine greift Snake Island an
Nach Angaben der Ukraine wurde die von Russland besetzte Schwarzmeerinsel Snake wiederholt von Raketen angegriffen. Viele Luftverteidigungseinheiten und eine Kommunikationseinheit seien zerstört worden, teilte das Südkommando der ukrainischen Armee am Sonntag mit. Dabei sollen 42 russische Soldaten getötet worden sein. Dies konnte zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Von Russland gab es keine Bestätigung des Angriffs. Mit dem Küstenverteidigungssystem “Neptun” verfügt Kiew nach eigenen Angaben über Raketen mit einer Reichweite von bis zu 280 Kilometern. Das russische Kriegsschiff „Moskva“ – Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte – soll Mitte April gesunken sein. Snake Island liegt etwa 35 km vor der Küste der Ukraine und wurde Ende Februar von Russland besetzt. Damals soll ein ukrainischer Marine die Angreifer mit den Worten “Russisches Kriegsschiff, Gamma!” beleidigt haben. Roman Hrybow, 32, wurde zum Volkshelden.
Westliche Waffen wurden zerstört
Russland hat unterdessen neue Angriffe in der Ost- und Südukraine bestätigt. In der Region Saporischschja seien S-300-Flugabwehr-Raketensysteme zerstört worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag in Moskau. In der Region Charkiw wurden zwei Kampfflugzeuge abgeschossen. Die ukrainische Seite wiederum sprach von mehreren Verletzten infolge der russischen Angriffe in Charkow. Auch Konaschenkow bestätigte einen Anschlag auf einen Flughafen in der Schwarzmeermetropole Odessa. Der Korridor wurde durch Raketen zerstört, ebenso wie ein Schuppen, in dem aus den USA und Europa gelieferte Waffen gelagert wurden. Die Ukraine hatte bereits am Samstag angekündigt, dass die Russen von der annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim aus einen Flughafen in Odessa bombardieren. (APA/Reuters/dpa/Hrsg.)