02.05.2022, 05:20 Uhr

Gesunder Schlaf ist wichtig, aber wie lange sollte er dauern? Dieser Frage geht ein Forschungsteam aus den USA und China nach. In einer Studie kamen sie auf eine Zahl für die mittleren und älteren Menschen. Sieben Stunden Schlaf sind die ideale Schlafdauer für ältere und ältere Menschen. Das berichten amerikanische und chinesische Wissenschaftler im Fachblatt Nature Aging. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass signifikant mehr oder weniger Schlaf mit psychischen Beeinträchtigungen und einer schlechteren geistigen Leistungsfähigkeit einhergeht. Guter Schlaf ist gerade für ältere Menschen noch wichtiger. Wissenschaftler der Universitäten Cambridge und Fuhan untersuchten insbesondere Daten von fast 500.000 Erwachsenen im Alter zwischen 38 und 73 Jahren, die in der UK Biobank, einer umfassenden britischen Datenbank, gesammelt wurden. Die Personen wurden zu ihrem Schlafverhalten, ihrer psychischen Gesundheit und ihrem Wohlbefinden befragt und nahmen auch an einer Reihe von kognitiven Tests teil. Fast 40.000 Teilnehmern standen MRT-Bilder des Gehirns und genetische Daten zur Verfügung. Die Analyse all dieser Informationen zeigte, dass sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf mit einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit einhergingen – diese Personen waren bei Tests langsamer und hatten eine geringere Aufmerksamkeitsspanne und schlechtere Fähigkeiten zur Problemlösung. Auch ihre psychische Gesundheit litt darunter: Menschen, die zu viel oder zu wenig schliefen, hatten mehr Symptome von Angstzuständen und Depressionen und ein geringeres allgemeines Wohlbefinden.

Auch zu viel Schlaf ist ein Risikofaktor

Forscher vermuten, dass eine Slow-Wave-Schlafstörung, die Teil des Tiefschlafs ist, eine mögliche Ursache für kognitive Beeinträchtigungen sein könnte. Eine solche Störung ist mit einer Akkumulation von β-Amyloid-Molekülen verbunden. Diese Proteinablagerungen, die in großen Klumpen im Gehirn von Alzheimer-Patienten zu finden sind, stehen im Verdacht, zum Absterben von Nervenzellen beizutragen. Die Analyse von Gehirnscans ergab auch einen Zusammenhang zwischen unterschiedlicher Schlafdauer und Unterschieden in der Struktur von Bereichen des Gehirns, die an der kognitiven Verarbeitung und dem Gedächtnis beteiligt sind. Darunter auch der Hippocampus, der als Gedächtniszentrum des Gehirns gilt. Insgesamt, so schlussfolgern die Forscher, scheinen sieben Stunden beständiger Schlaf für die kognitive Leistungsfähigkeit, das allgemeine Wohlbefinden und die psychische Gesundheit bei Menschen mittleren und höheren Alters besser zu sein. Obwohl die Studie keine Kausalität beschrieb, zeigten die Ergebnisse, dass eine unzureichende oder übermäßige Schlafdauer ein Risikofaktor für kognitive Beeinträchtigungen im Alter sein könnte. Autor Jianfeng Feng weist in einem Statement darauf hin: „Obwohl wir nicht schlüssig sagen können, dass zu wenig oder zu viel Schlaf kognitive Probleme verursacht, scheint unsere Analyse, die Menschen über einen längeren Zeitraum untersucht, diese Idee zu stützen.“

Besonders wichtig im Alter

Die Gründe, warum ältere Menschen nicht schlecht schliefen, schienen jedoch komplex zu sein und beinhalteten eine Kombination aus Genetik und Gehirnstruktur.

Die Neuropsychologin und Co-Autorin Barbara Sahakian fügt hinzu, dass guter Schlaf in allen Lebensphasen, aber besonders im Alter wichtig ist, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten und kognitive Beeinträchtigungen zu vermeiden, insbesondere bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen und Demenz. Tatsächlich berichten laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und -medizin (DGSM) vor allem ältere Menschen von Schlafproblemen, reduzierter Gesamtschlafzeit, mehr Nickerchen am Tag und vermehrter Einnahme von Schlafmitteln. Schlafstörungen werden jedoch zunehmend in allen Altersgruppen und weltweit festgestellt. Allein in Deutschland klagte in einer Studie der Techniker-Krankenkasse 2017 ein Drittel der Befragten über Schlafprobleme und jeder Zweite gab an, nicht länger als sechs Stunden geschlafen zu haben. Laut einer Anweisung der US-amerikanischen National Sleep Foundation (NSF) sollten es bei Erwachsenen eigentlich sieben bis neun Stunden sein. Ihre Autoren betonen jedoch, dass das Schlafbedürfnis von Person zu Person unterschiedlich ist.