Die Technische Universität (TU) Wien hat jetzt die „leistungsstärkste Kabelprüfanlage der Welt“ in Betrieb genommen.  Sollen Stahlseile für den Brückenbau normalerweise monatelang getestet werden, soll dies nun in wenigen Stunden erledigt sein.          
     02.05.2022 10.37       
     Online ab heute, 22.37 Uhr

Das Steuern von Stahldrähten ist in der Regel sehr kompliziert und erfordert viel Zeit und Energie. An der TU Wien wurde nun ein neues Testverfahren entwickelt, das solche Tests in Stunden statt in Monaten durchführen kann. Es ist laut TU eine der leistungsstärksten Kabelprüfanlagen der Welt. Zur Prüfung von Stahlseilen werden sie derzeit „in servohydraulischen Prüfanlagen immer wieder extremen Kräften ausgesetzt – etwa alle ein bis zwei Sekunden über einen Zeitraum von ein bis zwei Monaten“, erklärt Wolfgang Träger vom Institut für Bautechnik in Wien Technische Universität. Nach etwa zwei Millionen solcher Belastungen kann man dann sagen, ob das Seil ausreichend dauerfest ist.

Zeit und Energie müssen eingespart werden

Das von Johann Kollegger entwickelte neue Prüfverfahren folgt einer anderen Idee: Ein 20 Tonnen schwerer Stahlrahmen wird zwischen zwei Seile geklebt: das zu prüfende Brückenseil auf der einen Seite und ein starkes improvisiertes Seil auf der anderen Seite. Der gesamte Stahlrahmen kann durch zwei rotierende Massen exakt in Seilrichtung mit genau definierter Frequenz und Breite zum Schwingen angeregt werden. Ein zwanzig Tonnen schwerer Stahlrahmen ist zwischen zwei Seilen befestigt – dem zu prüfenden Seil auf der einen Seite und einem starken improvisierten Seil auf der anderen Seite. Das zu prüfende Seil wird mit seiner eigenen Stimmfrequenz in Schwingung versetzt und bis zu 30 Mal pro Sekunde Wechsellasten ausgesetzt. Bei jedem einzelnen Belastungszyklus wird das Seil um fünf Millimeter gedehnt und anschließend um zehn Millimeter verkürzt, bevor es wieder in seine ursprüngliche Position zurückkehrt. So lassen sich über Nacht verlässliche Daten zum Langzeit-Schwingungsverhalten gewinnen. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Energie: Laut TU reduziert sich der Energieverbrauch gegenüber bestehenden Systemen um das 1.000-fache und die Prüfdauer um den Faktor 30 bis 60. Nach dem Dauertest wird das Seil mit einer Kraft von 42 Meganewton belastet, um seine Tragfähigkeit zu testen. Das entspricht dem Gewicht von etwa 50 Eisenbahnmaschinen oder fast 1.000 Elefanten. Die neue Testanlage wird von TU und TÜV Austria im Science Center der TU Wien im Arsenal betrieben.