65 Prozent der Patienten mit Virusresten im Darm entwickelten langfristige Covid-Symptome. © pixabay.com (Betreff)
Eine klinische Studie ergab einen Zusammenhang zwischen langfristigen Covid-Symptomen und Coronavirus-Rückständen im Darm. Der Körper hat offensichtlich ein Problem damit, diese Bestandteile des Virus irgendwann zu eliminieren.
Langfristige Covid-Symptome scheinen mit dem Vorhandensein von Komponenten des Virus zusammenzuhängen. Zu diesem Ergebnis kommt eine klinische Studie bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen unter der Leitung von Herbert Tilg, Direktor der Inneren Medizin I am Universitätsklinikum Innsbruck. „Menschen konnten nie nachgewiesen werden, dass die Virusrückstände offenbar mit Langzeitsymptomen von Covid in Verbindung stehen“, sagte Tilg der APA.
Long Covid scheint mit einem Restvirus in Verbindung gebracht zu werden
Konkret seien 46 Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen im Rahmen einer Magen-Darm-Untersuchung auch auf das Coronavirus getestet worden, sagte der renommierte Mediziner und Gastroenterologe, der auch als Pionier der Forschung gilt. Bei diesen eher jüngeren Patienten – die meisten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt – wird eine solche Reflexion regelmäßig durchgeführt. 65 Prozent der Patienten mit Virusresten im Darm würden langfristige Covid-Symptome wie Müdigkeit und Erschöpfung erfahren. „Und wo keine Virusrückstände gefunden wurden, gab es auch keine Covid-Symptome“, fasst Tilg die Hauptergebnisse der Studie zusammen. Die Langzeitsymptome von Covid würden übrigens unabhängig von der Grunderkrankung bestehen. Zudem hatten 90 Prozent der Getesteten eine leichte Coronavirus-Erkrankung. Dies zeigt erneut, dass die Wirkung von Langzeit-Covid in jedem Fall nicht zutrifft, insbesondere bei Menschen mit schwerem Krankheitsverlauf.
Bestandteile des Virus im Darm noch lange nach einer Coronavirus-Erkrankung
Tilg machte noch weitere bemerkenswerte Erkenntnisse zu der Studie, die soeben im Publikumsjournal Gastroenterology erschienen ist: Bei 32 Patienten, also etwa 70 Prozent, waren noch durchschnittlich 7,3 Monate nach dem Coronavirus Bestandteile des Virus oder Virusrückstände vorhanden. Infektion in der Schleimhaut des Dünn- oder Dickdarms gefunden, in über 50 Prozent steckt noch das Viruseiweiß. Es wurden auch Bluttests durchgeführt, um die Antikörperreaktion auf das Virus zu messen. „Patienten, bei denen die meisten Viren im Gewebe gefunden wurden, haben weniger Antikörper“, sagt der Mediziner.
Die endgültige Ausscheidung des Coronavirus ist für den Körper schwierig
„Das alles ist kein Beweis, aber ein starkes Indiz dafür, dass der Körper offensichtlich ein Problem bei der endgültigen Ausscheidung dieser Virusbestandteile hat“, so der Mediziner. Den genauen Grund dafür und wie die Inhaltsstoffe vollständig eliminiert werden können, hat die Medizin bis heute noch nicht herausgefunden. Es gebe übrigens auch andere Viruserkrankungen, bei denen Ähnliches vermutet werde, diese seien aber deutlich seltener, sagt Tilg. Insgesamt war es naheliegend, eine solche „Patientengruppe“ für die Studie heranzuziehen. Dafür ist grundsätzlich eine chronisch entzündliche Darmerkrankung oder Magenspiegelung vorgesehen, da eine solche Untersuchung bei diesen Patienten immer wieder notwendig ist. In kein anderes Organ „kommt“ man jedenfalls so einfach – und mit entsprechendem, berechtigtem Aufwand. Tilg betonte, dass es dafür keine Hinweise gebe, es sei aber auch naheliegend, dass solche Virusrückstände auch in anderen Organen wie Lunge, Niere oder Leber vorhanden sein könnten.